Krimi: „Abgang Altachtundsechziger“

Buchvorstellung „Abgang Altachtundsechziger“

Hallo, Freunde meiner satirischen Geschichten. Nun ist mein Krimi „Abgang Altachtundsechziger“   fertig. Eine erste Rezension ist sehr vielversprechend:

„Ich will nun wirklich nicht übertreiben, aber ich finde „Abgang Altachtundsechziger“  meisterlich.
Und zwar nicht nur, weil unsere politischen Überzeugungen und Analysen bis ins Kleinste übereinstimmen, sondern vor allem, weil der kriminalistische Teil von Phantasie zeugt, aus dem Rahmen des Üblichen fällt und sehr gut mit dem gesellschaftskritischen zusammenpasst. Alles aus einem Guss!“(Verfasser ist ein ehemaliger Staatssekretär aus Baden-Württemberg)

Beim  „Abgang Alt-Achtundsechziger“ soll „Altachtundsechziger“ als Genitiv verstanden werden, schließlich werden 3 von der Sorte hingerafft. Man könnte den Titel natürlich auch als Aufforderung verstehen, aber dann müssten ein Komma und am Ende ein Ausrufezeichen stehen: „Abgang, Alt-Achtundsechziger!“

Inhalt:

Drei Altachtundsechziger lassen ihr Leben, und Kommissar Kalter macht sich mit seinen Leuten ans Werk. Schnell wird deutlich, dass die Opfer keine guten Menschen, sondern es nur verstanden hatten, auf der Klaviatur öffentlicher Heuchelei rumzuklimpern.

Im folgenden Leserkommentar wird der Kern des Romans gut beschrieben:
„Das Komplott der alten wütenden Männer ist natürlich eine genial skurrile Fiktion, die Haupttäter, die schamlosen und von ihren Trieben beherrschten Gewinnler der 68-er scheinen aber nicht wirklich erfunden, sondern auch heute noch manche Ämter auszufüllen.“

Autor:

Geboren bin ich am 6.8.1944 in Magdeburg. Ein Jahr vor Hiroshima.
Die Politik hat in unserer Familie große Schäden angerichtet. Etliche wurden in den Weltkriegen vor der Zeit dahingerafft.

Mein beruflicher Werdegang: Abitur 1964. Anschließend Wehrdienst, Lehramtsstudium, Stipendium und Promotion. Nebenbei ein passabler Fußballer (mehrfacher Studentennationalspieler).
Ab 1974 an der pädagogischen Front tätig. Oberstudienrat in den Fächern Deutsch, Geschichte und Sport. Inzwischen Pensionär.

Motivation:

„Irgendwann muss der Lehrer Jörg Hellmann einmal völlig die Fassung verloren haben über die politischen Zumutungen des Alltags. Und dem muss eine lange Leidensgeschichte vorausgegangen sein.
Was bringt einen arbeits- und stressbelasteten Lehrer gegen Ende seines Berufslebens sonst dazu, sich hinzusetzen, um seiner Fassungslosigkeit in Geschichten Ausdruck zu verleihen, bücherfüllend?
Die Politik und ihre Akteure geben die Antwort, tagtäglich.
Aber soll man ihnen wirklich böse sein, wenn sie doch offensichtlich in Jörg Hellmann zur Entdeckung beeindruckender schriftstellerischer Fähigkeiten als Satiriker beigetragen haben?
Und die Folge davon sind diese köstlichen Geschichten aus seiner Feder. Stilles Schmunzeln wechselt sich ab mit offenem Vergnügen, getragen von durchgehendem Lesespaß.
Man ist geneigt dem politischen Geschehen Beifall zu zollen, denn sonst wären diese lesenswerten Bücher nicht entstanden…“

Leseprobe: „Abgang Alt-Achtundsechziger“
Krimi und Gesellschaftssatire

Kapitel eins
Professor Heinrich Ömmel war ein Alt-Achtundsechziger und mittlerweile 68.
Eigentlich kein Alter, aber seit seine Alte ihn betrog, fühlte er sich gealtert. Dabei war seine Ehefrau Jasmin gar nicht mal so alt, sondern erst kurz über vierzig.
Eigentlich schwärmte Professor Ömmel auch für die multikulturelle Gesellschaft und betrachtete die Dönerbuden als eine bemerkenswerte Bereicherung der abendländischen Kultur. Aber seit seine Frau Jasmin mit einem Fremdländer fremdging, war seine Freude an gegenseitiger kultureller Befruchtung etwas getrübt.
Ömmel fühlte sich einsam und verlassen. Er war allein in seiner großzügigen Villa, saß im Sessel und starrte in das Feuer des offenen Kamins. Er blickte in das unruhige Flackern der Flammen und bildete sich ein, in das Spiegelbild seiner Seele zu sehen.

Professor Heinrich Ömmels Villa lag im Nobelviertel der Stadt, oben am Waldrand, dort, wo sich die Vornehmen und die Füchse Gute Nacht sagen.
Das Haus befand sich auf einem großen Grundstück, durch Bäume fast verdeckt. Ein imposantes Gebäude mit einer Doppelgarage am Ende eines Kiesweges, der von der Straße auf das Grundstück führte. Ömmel hatte lange nach einem derartigen Altersruhesitz Ausschau gehalten. Er verachtete die Menschen und wollte sie sich weitgehend vom Leibe halten. Einzig die Nähe seiner Frau Jasmin suchte er, aber diese hielt sich leider ihn vom Leibe.
Heinrich Ömmel sah nicht zum ersten Mal sorgenvoll einem freudlosen Abend entgegen.
Seine Frau Jasmin war vor einer halben Stunde zu ihrem Fitness-Training aufgebrochen, flott und fröhlich pfeifend. Komisch, wenn sie mit ihm zusammen war, war sie stets übellaunig und zänkisch.
Seit einem halben Jahr verabschiedete sich sein Jasminchen dreimal die Woche, pünktlich um 19 Uhr, und kam erst so gegen 23 Uhr wieder nach Hause, in bester Laune und sehr fröhlich pfeifend.
Ömmel vermutete zu Recht, dass ihre aufgeräumte Stimmung zwar auch mit der körperlichen Ertüchtigung zusammenhing, aber mehr noch mit dem türkischen Studiobetreiber. Es gab deutliche Hinweise dafür, dass Ali Güdücür sie mit seiner sexuellen Leistungsfähigkeit beglücken würde.
Der Hausherr legte einen Holzscheit in den Kamin nach und dachte verbittert: „Dieses Flittchen. Ich habe sie aus dem horizontalen Gewerbe geholt und nun liegt sie schon wieder flach.“
Er entschloss sich, eine Flasche feinsten Weines aus dem Keller zu holen. Als Trost, zur Aufhellung seiner Laune. Mühsam erhob er sich aus seinem Sessel, die Gelenke machten auch nicht mehr so richtig mit. Er schlurfte durch das Kaminzimmer auf den Flur, öffnete die Tür zum Keller und lauschte treppab missmutig dem Knacken seiner Knie. Langsam hangelte er sich am Geländer die Kellertreppe hinunter.
Ömmel hatte gerade eine Sendung erlesener Rebensäfte aus dem Rheingau erhalten. Er nahm eine Flasche aus dem Regal und las auf dem Etikett: ,2008er Riesling Spätlese Johannisberger Hölle‘.
,Ein Wein aus der Hölle, das wäre für meine häusliche Hölle jetzt genau das richtige‘, murmelte er verdrießlich.
Der Weinhändler hatte ihm eine Weinkarte mitgeschickt, in der mit vollmundigen Worten der jeweilige Tropfen beworben wurde. Ömmel suchte die Beschreibung seiner Johannisberger Hölle und las frustriert:
„Der ideale Wein, um das Leben in vollen Zügen zu genießen….“
Das traf allerdings nicht unbedingt seine gegenwärtige Gemütsverfassung!
Er legte die Flasche verärgert ins Regal zurück, entschied sich für einen „2008er Kerner Spätlese Geisenheimer Kläuserweg“ und las:
„Etwas für die Seele, den Körper; heilt zu 100 Prozent bei Melancholie, Lustlosigkeit und Knoten in der Seele. Oder einfach: Trost ohne Worte.“
Das war genau der Balsam, den er jetzt brauchte.
Zurück im Kaminzimmer entkorkte Ömmel die Flasche und schenkte sich ein. Ächzend ließ er sich wieder in seinen Sessel vor den Kamin fallen, trank ein paar Schluck und wartete auf die wohltuende Wirkung des Geisenheimer Kläuserweges. Vergebens.
S.2/3 ….

S.117 ff:
Der Minister Kriegmann schenkte dem Banker Schickelgruber ein neues Glas Wein ein.
„Danke für die freundliche Bedienung, Benny.“
„Du weißt doch, Minister kommt vom Lateinischen ministrare und heißt dienen“, flachste Kriegmann.
„Na dann Prost, mein Diener.“
„Eigentlich bin ich ja ein Diener des Staates!“
„Aber nur eigentlich“, höhnte Schickelgruber.
Sie erhoben das Glas.
„Wenn wir beide ganz ehrlich sind, haben wir immer nur uns selbst gedient.“
„Na und, sind wir schlecht dabei gefahren? Sieh uns an. Du bist Pensionsanspruchsmillionär und ich Multimillionär.“
„Weißt du noch, wie wir damals angefangen haben. In den wilden Studententagen. Allen das Gleiche haben wir gefordert. Haha!“
Sie prosteten sich gegenseitig zu.
„Hast du jemals ernsthaft an diesen ganzen linken Blödsinn geglaubt?“ fragte Kriegmann.
Schickelgruber dachte einen Moment nach.
„Ich glaube, damals schon. Wenigstens ein bisschen. Später ist aber aus dem Antikapitalisten schnell ein Kapitalist geworden. Und du?“
„Ich habe mich in der Nestwärme dieser Ideologie immer sehr wohl gefühlt. Man konnte so schön altruistisch und moralisch daherkommen. Du weißt, ich bin streng katholisch erzogen worden. Da liebt man vollmundige Verheißungen für edle Menschen. Vom Katholizismus auf den Kommunismus musste ich mich ja auch nicht groß umstellen. Beide Weltanschauungen haben den gleichen Grundgedanken: Früher war alles gut, heute ist alles beschissen, und wenn wir erlöst werden, ist wieder alles gut. Der Unterschied besteht doch nur darin, dass die einen den Himmel auf Erden versprechen und die anderen den Himmel im Himmel.“
Kriegmann lehnte sich in seinem Sessel zurück und hielt weiter selbstzufrieden Rückschau auf sein Leben:
„Aber irgendwann trat auch bei mir die Ernüchterung ein. Die Wirklichkeit ist kalt und herzlos. Und edle Menschen gibt es auch nicht viele.“
Schickelgruber pflichtete ihm bei.
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele sich durch Versprechungen blenden lassen. Das gilt in deinem Job als Politiker genauso wie in meinem Job als Banker.“
„Vor allem die kommunistischen Ideen sind nicht totzukriegen. Schließlich versprechen sie das Ende aller irdischen Leiden. Die Umsetzung in die politische Praxis heißt Stalin, Pol Pot und Kim Yong Il. Und immer sagen die Leute dann, den Kommunismus haben nur die falschen Leute in die Hände genommen. So ein Quatsch. Stalin, Pol Pot und Konsorten sind die logische Folge dieser Ideen.“
„In der Öffentlichkeit redest du ganz anders! Da bist du immer noch dieser Wohlfühlvirtuose.“
„Weil es für die blöden Leuten, die uns wählen sollen, nicht anders geht. Da müssen wir diese Plattitüden dreschen, unter denen sich jeder alles Mögliche vorstellen kann.“
Kriegmann hob seine Stimme, als ob er eine Wahlrede hielt:
„Es muss in unserm Land wieder mehr soziale Gerechtigkeit geben!“
Er senkte wieder die Stimme.
„Frag zehn Leute, was sie unter sozialer Gerechtigkeit verstehen. Du kriegst elf Antworten. Aber wählen werden dich alle zehn!“
„Du bist ein Zyniker geworden, Benny.“
„Weiß ich. Berufskrankheit.

S.204 ff.
Montagmorgen, halb elf. Der Einkaufsmarkt war voller Menschen, und Stockmüller fragte sich, ob die denn alle nicht arbeiten müssten.
Er stellte sich in die Warteschlange an der Wursttheke und registrierte resigniert, dass er ziemlich weit hinten stand.
Diese Warterei. Wie er das auch in seinem Beruf hasste. Stundenlang bei einer Observation im Auto rumhocken und darauf warten, dass die Haustür aufgeht und der Richtige rauskommt. Oder die Richtige. Oder wieder reingeht. Reingehen war schlimmer, denn dann musste man weiter warten.
Die Schlange rückte vor. Endlich war die dicke Dame vor ihm dran. Sie informierte sich vor jeder Entscheidung zunächst eingehend über Zustand und Preis der Ware.
Stockmüllers Adrenalinspiegel stieg, weil sein kostbarer freier Vormittag vergeudet wurde. Aber eigentlich hatte die Frau ja Recht. Die vielen Möglichkeiten, die es bei der Klärung eines Verbrechens gab, erschwerten ihm häufig das Leben. Auch da musste man vorsichtig sein. Sich nicht zu früh auf eine Richtung festlegen. Informationen sammeln und dann erst entscheiden.
„Was kostet ein Pfund von dem da drüben? Und ein Kilo? Und von dem daneben?“
Was ihn bei seinem Beruf noch störte, war die Brutalität, mit der er täglich konfrontiert wurde. Stockmüller betrachtete sinnend die blutigen Fleisch- und Wurstwaren hinter der Glasscheibe der Theke.
Unwillkürlich fiel ihm sein erster Fall ein. Ein Psychopath hatte seine Frau zerstückelt.
Die Frau vor ihm hatte sich endlich entschieden:
„Geben Sie mir bitte 500 Gramm Gehacktes!“
Und dann diese Tatorte, wie die teilweise aussahen. Immer wieder Blut, überall Blut.
„Dann hätte ich da gerne noch ein Stück von der Blutwurst! Ist die auch frisch?“
„Ja, die ist ganz frisch!“ sagte die Verkäuferin mit genervtem Gesicht.
Durchgeknallte Täter schienen in ihrem Rausch sämtliche Regeln des menschlichen Zusammenlebens zu vergessen.
„Dann nehme ich da noch von dem Geschnetzelten!“
Manchmal waren die Opfer so zugerichtet, dass einem übel werden konnte.
„Und geben Sie mir bitte noch von dem Fleischsalat und ein Stück Leber!“

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© Dr.Jörg Hellmann
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Von Dr. Jörg Hellmann

Ex-Pauker, Ex-Fußballer, Ex-Tennisspieler, Golfspieler. Studierender des täglichen Lebens und der sich darin abstrampelnden Menschen. Darüber schreibe ich.